Zusammenspiel von Körper und Geist
Grundsätzlich lassen sich bei leichten bis mittelschweren Depressionen zwei Grundausprägungen unterscheiden: die innere Unruhe und die Niedergeschlagenheit. Während sich die innere Unruhe insbesondere durch ein ständiges Gefühl der Rastlosigkeit und Überlastung auszeichnet, ist die Niedergeschlagenheit durch eine depressive Grundstimmung sowie das Fehlen von Antrieb und Energie gekennzeichnet.
Eine depressive Verstimmung kann sich aber auch durch körperliche Begleitsymptome äußern, die sehr belastend sein können. So kommt es bei innerer Unruhe häufig auch zu Herzrasen, Schlafproblemen, Zittern, Schwindel, Schweißausbrüchen oder Erschöpfung. Diese körperlich spürbaren Symptome werden in vielen Fällen auch als Folge der inneren Unruhe erkannt, steigern nichtsdestotrotz den Unruhezustand und werden als beängstigend wahrgenommen.
„Wenn schon der Körper reagiert, muss es wirklich schlimm sein.“
Anke V.*
Ist die Seele von einer tiefen Trübseligkeit befallen und man selbst von einer allgemeinen Lustlosigkeit erfasst, kann es ebenfalls zu körperlichen Symptomen kommen: Reizbarkeit, Beklemmungsgefühle und kreisende Gedanken führen häufig auch zu Kopf- und Rückenschmerzen, Schlafproblemen, Magen-Darm-Beschwerden oder Übelkeit sowie Schwindel und Appetit- bzw. Gewichtsverlust.
„Es ist wie ein Kreislauf - es fängt gefühlsmäßig an und geht dann ins Körperliche über. Dazu kommt die Angst und die Verzweiflung.“
Konstantin M.*
Schlafstörungen sind besonders häufig bei depressiven Verstimmungen. Wachphasen in der Nacht führen dann zu körperlicher Erschöpfung am Tag. Man ist müde, ausgelaugt und entkräftet. Aber auch die Psyche wird durch den Schlafmangel in Mitleidenschaft gezogen: Viele Menschen sind reizbar, wenig belastbar oder nervös. Doch nicht nur Durchschlafstörungen machen sich bei depressiven Verstimmungen bemerkbar, auch Einschlafstörungen sind häufig. Dann wälzt man sich, obwohl man müde ist, im Bett, grübelt und verzweifelt. Die Angst, den Alltag nicht bewältigen zu können, nicht leistungsfähig genug zu sein, steigert das Level der Unruhe und Niedergeschlagenheit deutlich. Die depressiven Verstimmungen werden zur alltäglichen Belastung und mindern die Lebensqualität deutlich.
„Ich schlafe super ein, aber mitten in der Nacht werde ich wach, weil der Kopf sagt, war da nicht noch was Wichtiges? Die Gedanken holen mich ein, ich werde immer wacher.“
Franzi T.*
Ein besonderes Problem stellt der Rückzug der Betroffenen dar. Sie igeln sich ein, vernachlässigen soziale Kontakte, alles wird als „schwarz, trist und traurig“ oder „zu anstrengend“ empfunden. Die Selbstdiagnose „depressiv“ oder „depressive Verstimmung“ findet häufig nicht statt – zu sehr sind Depressionen auch heute noch tabuisiert.
*Namen wurden zwecks Anonymisierung verändert